Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Björn Waldegaard: Geburt eines Rallye-Stars

Kolumne von Rainer Braun
​Eine Geschichte, wie sie sich heute nicht mehr abspielen könnte: Ein bis dahin so gut wie unbekannter Schwede siegte vor 55 Jahren bei der legendären Rallye Monte Carlo.

Wenn in diesen Tagen die 92. Rallye Monte Carlo ihren Sieger sucht, fällt mir spontan mein Besuch bei der 38. Auflage von 1969 ein. Ich war damals für verschiedene Tageszeitungen und den Dunlop-Pressedienst vor Ort und habe eine der härtesten und ausfallreichsten Monte mit viel Schnee und Eis erlebt. Nur gut zehn Prozent der ursprünglich gestarteten rund 270 Autos kamen letztlich in Wertung ins Ziel. Exakt 29.

Als Überraschungs-Sieger präsentierten sich mit Björn Waldegaard und seinem Co-Piloten Lars Helmer im Werks-Porsche 911 S am 23. Januar 1969 im Hafen von Monte Carlo zwei Namen, die außer dem damaligen Porsche-Sportchef Huschke von Hanstein kaum einer kannte.

Von Hanstein hatte den 25 Jahre alte Bauernsohn zuvor per Zufall bei einem Eisrennen in Schweden gesehen. Sein präziser Fahrstil und seine Gelassenheit selbst in heiklen Situationen veranlassten den Porsche-Baron, dem Nordmann gleich für die kommende Rallye Monte Carlo einen dritten Werks-Porsche 911 S anzubieten. Seine Teamkollegen waren der Monte-erfahrene Brite und Vorjahressieger Vic Elford (GBR) sowie Franzosen-Star Gérard Larrousse.

Schon ab den ersten Prüfungen in den Seealpen rieben sich die Kollegen im Pressesaal von Monaco verwundert die Augen, als der Name Waldegaard immer öfter ganz oben im Aushang auftauchte.

Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit bewegte Waldegaard den roten Porsche 911 Porsche über die verschneiten oder vereisten Bergpfade. Dazu traf er auch noch vor jeder Prüfung die richtige Reifenwahl an den Servicepunkten von Porsche-Partner Dunlop.

Während nach und nach fast alle Favoriten den besonders harten Witterungsbedingungen zum Opfer fielen (darunter auch das Porsche-Vorjahressieger-Team Elford/Stone, machten Waldegaard/Helmer die Sensation perfekt und brachten ihren 911 S sicher und deutlich vor den Teamkollegen Larrousse/Perramond ins Ziel. Hinter den beiden Werks-911 S landet die Alpine A 110 mit den Franzosen Vinatier/Jacob auf Rang 3.

Ein neuer Rallyestar war geboren, gleichzeitig übergab Porsche-Rennleiter von Hanstein sein Amt an seinen Nachfolger Rico Steinemann. Und der hatte das Vergnügen, in der Folgezeit ab 1970 mit Waldegaard weitere Siege an allen Fronten zu feiern.

1970 wiederholte der Schwede seinen Monte-Sieg vom Vorjahr und wurde zudem mehr und mehr zur Porsche-Allzweckwaffe. Auch auf der Rundstrecke konnte er seine Qualitäten unter Beweis stellen.

So belegte das Trio Waldegaard/Andersson/Chasseuil im Porsche 914/6 beim «Marathon de la Route» 1970 über Nord- und Südschleife des Nürburgrings nach 86 Stunden und 360 Runden Platz 2 hinter ihren Teamkollegen Larrousse/Dr. Marko/Haldi. Weitere Starts bei der Sportwagen-WM und internationalen Langstrecken-Rennen folgten im Porsche 908.

Waldegaard, der nach mehreren Jahren mit Porsche für Lancia, Fiat, Ford, Mercedes und Toyota startete und mit allen Marken erfolgreich war, ging auch als erster offizieller Rallye-Weltmeister mit einem Ford Escort RS 1800 in die Geschichte ein.

Der WM-Titel wurde erst ab 1979 offiziell vergeben, zuvor gab es lediglich eine Konstrukteurs-WM und einen Fahrer-Cup. Allein vier Mal gewann er die berühmte East African Safari, dreimal mit Toyota und einmal mit Ford.

Völlig zu Recht bezeichnete Kult-Autor Herbert Völker in seinen lesenswerten WM-Berichten den Schweden schon zu dessen Porsche-Zeit als eine Art «Karajan des Rallyesports».

Nach mehr als 40 Jahren beendete Björn Waldegaard seine aktive Rallye- und Rennfahrer-Karriere. Danach war er noch oft Gast bei Classic-Events.

Am 29. August 2014 ist er im Alter von 70 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.

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