Keine 24 Stunden von Sebring

Kolumne von Guido Quirmbach
Audi R18 (WEC) vor einem Flying-Lizard-Porsche (ALMS)

Audi R18 (WEC) vor einem Flying-Lizard-Porsche (ALMS)

Die Offiziellen machen sich beim Auftakt der WEC das Leben selbst schwer und balancieren am Rande eines Fehlstarts.

Die 12 Stunden von Sebring sind bekanntlich nicht nur der Auftakt zur WEC, sondern auch zur ALMS. Das nimmt allerdings groteske Formen an, denn FIA, ACO und die IMSA als sportlicher Ausrichter der ALMS prallen aufeinander. Als Resultat erhält man den Eindruck, hier gibt es gleich zwei 12 Stunden-Rennen. Doch ergeben in diesem Fall 12 + 12 eben nicht 24.

So gibt es keine gemeinsame Entry-List. Es gibt eine ALMS-Entry und eine WEC-Entry. Ebenso gibt es nach dem Training zwei Ergebnislisten. Klar, eine auf WEC-Papier, eine auf ALMS-Papier. Und nur die eigenen Teilnehmer sind auf den Ergebnislisten abgedruckt, die Teilnehmer der «anderen» Serie werden verschwiegen. Natürlich, wer nicht auf der Entry steht, kann auch nicht auf dem Ergebnis stehen.

Nun gibt es hier im Mediacenter auch clevere Leute, die meinen, eine Gesamt-Entry wäre hilfreich. Doch auf der vom Sebring Raceway selbst erstellten Liste steht in dicken, handgeschriebenen Buchstaben das Wort: «Unofficial»!

Eigentlich sehr traurig, weil eine bessere Kulisse als die 12 Stunden von Sebring, einem der wenigen noch verbliebenen Langstrecken-Klassiker, könnte man sich kaum vorstellen. Anstatt stolz auf das 64-Wagen grosse Feld zu sein, erwecken beide Parteien den Eindruck, sie bilden hier eine zwanghafte Zweckgemeinschaft.

Die Posse geht aber auch weiter. In der Boxengasse sind die Fahrzeuge getrennt aufgestellt, in der vorderen Hälfte die WEC, in der hinteren Hälfte die ALMS.

Die technischen Regularien entsprechen für beide Serien denen der WEC. Doch müssen alle Fahrzeuge zu zwei Abnahmen, eine für die WEC, eine für die ALMS. Schliesslich muss jedes Fahrzeug, was auf der Strecke ist, von der Sporthoheit abgenommen sein. Und es gibt ja in Sebring zwei Sporthoheiten, also zwei Abnahmen. Logisch, oder?

Immerhin hat man festgestellt, dass es zwar unterschiedliche Regeln in der sportlichen Ausrichtung gibt, aber man ja schlecht zwei verschiedene Regeln in einem Rennen haben kann. Also gibt es nun einen Kompromiss: Grundsätzlich wird das sportliche Reglement der WEC übernommen. Ausnahmen sind die Safety-Car-Regeln sowie die Regeln beim Boxenstopp. Die werden nach ALMS-Reglement gefahren.

Dass der Saisonauftakt der FIA-Langstrecken-WM auf einer Strecke stattfindet, die keine FIA-Homologation hat, ist gut, weil sonst wäre es nicht Sebring. Passt aber nicht unbedingt ins perfekte Weltbild der FIA. Bevor man allerdings eine FIA-Homologation in Sebring bekommen würde, müsste man das Gelände einebnen und bei null beginnen. Und den Klassiker zerstören. Das wird allerdings nicht passieren, lieber zeigen die Sebring-Verantwortlichen den FIA-Mitarbeitern höflich den Ausgang und verzichten auf das WM-Prädikat.

Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten, und das gilt insbesondere für die Vertreter von FIA und ACO, ihre persönlichen Eitelkeiten über Bord werfen, eine geniale Auftaktveranstaltung durchziehen und entsprechend promoten. Und für die Zukunft sollten sich ACO und FIA bewusst sein: eine erfolgreiche WM braucht Klassiker wie eben Sebring. Doch die 12 Stunden von Sebring brauchen keine WM! Gerade der ACO sollte das wissen, schliesslich hat er es mit seinem eigenen Rennen, den 24 Stunden von Le Mans, in den letzten 20 Jahren bewiesen.


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