Pirelli-Streit: Überall schlechte Verlierer

Von Vanessa Georgoulas
Unrühmliches Schweigen: Mercedes und Pirelli haben sich den Ärger der Konkurrenz zugezogen

Unrühmliches Schweigen: Mercedes und Pirelli haben sich den Ärger der Konkurrenz zugezogen

Nach dem Sieg von Nico Rosberg in Monaco beteuerte die Mercedes-Spitze, dass der Reifentest mit Pirelli von offizieller Seite genehmigt wurde. Der Automobilweltverband sagt: Das stimmt so nicht.

In Toto Wolffs Jubel über Nico Rosbergs Heimsieg in den Strassen von Monte Carlo mischte sich ein leicht verärgerter Unterton. Immer dann, wenn das Gegenüber auf den Reifentest der Silberpfeile zu sprechen kam, verdüsterte sich die Miene des Mercedes-Motorsportdirektors. Wolff beteuerte, dass an der 1000 Kilometer langen, dreitägigen Probefahrt, die nach dem Spanien-GP stattgefunden hatte, nichts geheim sei und der Automobilweltverband FIA den Test genehmigt hätte.

Ganz so einfach sei das nicht, stellte die FIA in einem offiziellen Statement fest, denn die Erlaubnis, entgegen dem Testverbot ein aktuelles Formel-1-Chassis zu benutzen, sei nur unter Auflagen erteilt worden. So verlangten die Regelhüter, dass der Test von Pirelli durchgeführt werden muss, und dass allen anderen Teams die Chance eingeräumt werden müsse, an diesem Test teilzunehmen. «Die Möglichkeit, 1000 km mit einem aktuellen Auto zu testen, ist vertraglich festgehalten – wenn Pirelli, und nicht etwa das Team, das den Rennwagen stellt, den Test durchführt. Und wenn jedes Team das gleiche Testangebot bekommt», heisst es im FIA-Statement.

Reifenhersteller Pirelli hatte die Anfrage Anfang Mai beim Automobilweltverband platziert. Danach hörte die FIA nichts mehr davon. Sie sah auch nie eine Bestätigung, dass den anderen Teams eine Teilnahme am Test angeboten worden war. Und fragte offenbar auch nicht mehr nach. Als Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner nach Rosbergs Triumph zynisch bemerkte, der Reifentest habe Mercedes offenbar nicht geschadet, erklärte der 41-jährige Wiener: «Da kommt mir nur der Begriff schlechte Verlierer in den Sinn.» Was Horner besonders sauer aufstiess: Er hatte aus zweiter Hand von diesem Test erfahren.

Nicht nur bei den Gegnern hinterlässt der stillschweigend absolvierte Reifentest einen fahlen Nachgeschmack. Auch neutrale Beobachter stutzen angesichts der Präzisierung der FIA. Mag sein, dass sich der Weltmeister-Rennstall in der Enttäuschung von Monaco nicht als der beste Verlierer präsentiert hat. Doch auch das Verhalten von Mercedes lässt die Grösse vermissen, die sich die Herren in Brackley und Brixworth gerne selbst zuschreiben. Denn mit Fairplay hatte das Schweigen von Pirelli und Mercedes nicht viel zu tun. Ganz egal, ob die aktuellen Querelen auf einen Machtkampf zwischen FIA-Präsident Jean Todt und F1-Rechteverwalter Bernie Ecclestone zurückzuführen sind.

Auch Pirelli nimmt in dieser Affäre eine unrühmliche Rolle ein. Die Italiener müssen mehr als jede andere Partei auf ihren Ruf achten. Denn die Glaubwürdigkeit, allen Teams die gleichen Chancen einzuräumen, ist unerlässlich, wenn man der exklusive Reifenausrüster einer Serie und somit verantwortlich für die gerechte Vergabe der Walzen ist. So hat der Gummi-Gigant aus Mailand am meisten von allen verloren. Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery erklärte im Fahrerlager von Monaco, dass man die Teams im vergangenen Jahr gefragt hätte und die Wahl auf Mercedes gefallen sei. In diesem Jahr habe man dann bewusst darauf verzichtet, den Test anzukündigen, weil man befürchtet habe, dieser käme durch die Diskussionen, die nun im Nachhinein stattfinden, erst gar nicht zu Stande. Damit gesteht der Brite, dass den Verantwortlichen die Brisanz der ganzen Aktion durchaus bewusst war.

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