Wirbel um Pirelli-Mercedes-Test: Wer lügt?

Von Mathias Brunner
Wie grün sind sich diese zwei? Jean Todt und Bernie Ecclestone

Wie grün sind sich diese zwei? Jean Todt und Bernie Ecclestone

Die Formel 1 vor einem neuen Skandal: Soll Reifenhersteller Pirelli aus dem Sport geekelt werden?

Längst war gemäss Bericht der Formel-1-Regelhüter hier vor Ort klar: Die Affäre «Geheimtest von Mercedes mit Pirelli in Barcelona» geht vors interne FIA-Gericht in Paris. Wann das passieren wird, steht noch nicht fest.

Überhaupt, was heisst hier eigentlich Geheimtest?

Ist eigentlich niemandem der anderen Rennställe aufgefallen, dass am Sonntagabend nach dem Spanien-GP die Mercedes-Lkw im Fahrerlager blieben?

Dann, aus heiterem Himmel, eine «Notiz für die Medien» von Matteo Bonciani, seines Zeichens Kommunikations-Leiter und Medien-Delegierter der FIA für die Abteilung Formel 1.

Eine solche Notiz sehen wir ungefähr so oft wie Schnee in Dubai.

Einige Sätze darin lassen uns aufhorchen.

Bonciani gibt unter anderem zu bedenken ...

... dass Pirelli anfangs Mai die FIA angefragt habe, ob man Reifenentwickungstests mit einem aktuellen Fahrezug fahren dürfe. Gemäss Vertrag von Pirelli mit der FIA gibt es die Möglichkeit solcher Tests tatsächlich, vorausgesetzt allerdings, sämtlichen Rennställen wird dieser Test angeboten.

... dass die FIA unter den erwähnten Bedingungen zusagte, dann aber nichts mehr hörte, weder von Pirelli noch von Mercedes. Die FIA hat auch keine Bestätigung erhalten, dass alle Teams einen solchen Test angeboten erhielten.

Der Unterton des Schriftstücks weckt im Fahrerlager den Eindruck: Der FIA, allen voran dem Präsidenten Jean Todt, scheint der Ablauf der ganzen Affäre ein Dorn im Auge zu sein.

Zyniker im Fahrerlager erzählen gerne, Chef Jean Todt hätte damals sowieso lieber seine Landsleute von Michelin als Formel-1-Reifenlieferant gesehen. Selbst wenn dem so wäre, war das nicht möglich: Die Franzosen wollen ein GP-Engagement nur dann, wenn sie sich mit anderen Herstellern messen können.

Noch zynischere Zeitgenossen halten den Verlauf dieser Affäre (wie auch das anhaltende Gestichel von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone über die Turbo-Motoren) nur für ein weiteres Schlachtfeld des Ego-Kriegs zwischen dem FIA-Präsidenten und dem greisen Rechtehalter aus England.

So oder so hinterlässt die FIA-Notiz einen schalen Geschmack im Mund.

Stimme aus dem Fahrerlager: «Für mich sieht das fast so aus, als wolle man nach einem Grund suchen, Pirelli das Formel-1-Engagement ungeniessbar zu machen.»

Daran glaubt GP-Sieger Johnny Herbert nicht: «Was wollen die Mächtigen in der Formel 1 denn bitteschön tun, wenn Pirelli den Sport verlässt? Will Bernie Ecclestone vielleicht uralte Avon-Reifen hervorkramen, um die Austragung der Grands Prix sicherzustellen?»

Wir vermuten: Die Affäre wird uns noch eine ganze Weile begleiten.

Die Formel 1 ist eben auch beim Streiten die Königsklasse.

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