Formel-1-Teams streiten sich zu Tode

Die Formel 1 bringt es immer wieder fertig, aus den falschen Gründen Schlagzeilen zu machen. Wenn Kimi Räikkönen auf seinem Helm an James Hunt erinnert, dann wird das als Schleichwerbung für einen Kinofilm missverstanden. Wenn Pirelli die Reifen-Konstruktion verstärken will, dann legt ein Team (Force India) sein Veto ein, schliesslich sind die eigenen Renner mit den bisherigen Reifen pfeilschnell. Wenn in den freien Trainings eine halbe Stunde lang auf der Piste tote Hose ist, dann kümmert das nur Wenige – was interessiert die Geldmacher der Formel 1 schon der Fan?

Nein, mir scheint, wenn die Mächtigen sich an einen Tisch setzen, dann wird nicht über Sachthemen diskutiert, sondern zunächst mal nachgemessen, ob auch alle gleich hohe Stühle unterm Hintern haben.

Dabei gäbe es so viele grosse Fragen zu klären.

Wie sollen die weniger betuchten Rennställe die Turbomotoren bezahlen? Wie lange noch soll Alleinausrüster Pirelli ohne Vertrag für 2014 gelassen werden? Wann endlich raufen sich die Beteiligten zusammen und unterschreiben die Formel-1-Verfassung namens Concorde-Agreement? Wer macht mal ein paar vernünftige Vorschläge, wie man die Show für die Fans verbessern könnte?

Zum Glück gibt es in dieser Muppet-Show der aufgeblasenen Egos auch noch einige Wenige, die den gesunden Menschenverstand noch nicht vergessen haben. Ein solcher Mann ist Franz Tost.

Der Teamchef der Scuderia Toro Rosso weiss, wie man zwei Fliegen mit einem Schlag erledigen könnte: «Wir wissen, dass zu Beginn des ersten freien Trainings oft kaum gefahren wird. Erstens, weil keiner die oft schmutzige Bahn säubern will, und zweitens, weil wir von den Reifensätzen her begrenzt sind. Gleichzeitig sagen ja Einige, falls Pirelli denn neue Mischungen bringen wolle, müsste man die zunächst mal testen können. Was jedoch aufgrund des Testfahrten-Verbots innerhalb der Saison ausserhalb der GP-Wochenenden nicht möglich ist. Also, ich sage seit zwei Jahren: verwendet die erste halbe Stunde des freien Trainings für Reifentests.»

Leider hat in den Sitzungen offenbar keiner gut zugehört.

Bob Fernley, der stellvertrende Teamchef von Force India, geht noch einen Schritt weiter: «Und dann könnten wir in einem solchen Segment ausschliesslich junge Fahrer zum Einsatz kommen lassen, dann erhielten die auch endlich mehr Erfahrung.»

Was bei Fernley Vorschlag hinkt: Was will ein Formel-1-Rookie über die Reifen aussagen?

So oder so fürchten wir: Zwei Vorschläge im Guten, die wie viele andere vernünftige Ideen nie umgesetzt werden.